Stimme der Kinder

Die Einrichtung Stimme der Kinder Monastir würde 2007 gegründet. Diese private, soziale Einrichtung kümmert sich um Kinder, die nach der Geburt im Entbindungshospital liegen gelassen werden. In der Regel handelt es sich um unehelich geborene Kinder. Diese wurden und werden in einem winzig kleinen Raum des Entbindungshospitals aufgehoben. Abhängig vom Platzangebot und ohne Möglichkeit einer persönlichen Betreuung, verwahrte man diese Kinder dort bis sie in die umliegenden Waisenhäuser verlegt wurden. Es wird berichtet, dass man früher diese überschüssigen Säuglinge in die Wüste brachte und sie vergrub! Dr. Bhouri, Ärztin im Entbindungshospital, versuchte schon vor 2004 durch private Initiative gesunde Säuglinge zu fördern und in Pflegefamilien unterzubringen.

2004 spendeten vor allem 2 wohlhabende, tunesische Frauen Geld für eine Stiftung um die Bedingungen dieser verlassenen Kinder zu verbessern! Im Juni 2006 könnte man mit Hilfe dieser Spenden einen Raum in Monastir finden, wo man maximal 12 Säuglinge aus dem Entbindungshospital liebevoll betreuen konnte. Seit Januar 2007 wurden dort verlassene Säuglinge bis zu einem Alter von 18 Monaten in liebevoller Umgebung mit einer 24 h Betreuung gefördert. 2010 vermachte der Staat Tunesien dieser Stiftung ein Gelände am Rand von Monastir. UNICEF, das tunesische Sozialministerium und vor allem private Spenden ermöglichten die Errichtung eines Gebäudes für die kleinen, verlassenen Kinder. Diese Einrichtung bietet seither Raum für die Betreuung von jetzt 14 Kindern. Gesunde Kinder bis zum Alter von 18 Monaten. Angestrebt wird eine Rund-um-die-Uhr Betreuung, um eine maximale Förderung dieser Kinder zu erreichen. Tagsüber sind drei Frauen für die Versorgung der Säuglinge und Kleinstkinder zuständig. Nachts sind 2 Frauen zuständig. Ärztliche und psychologische Untersuchungen vor Heimaufnahme erfolgen ehrenamtlich. Auch weitere ärztliche Versorgung läuft in der Regel ehrenamtlich!

Die Helferinnen der Einrichtung sind ungelernte Frauen, die auf Mindestlohnbasis dort die Kinder betreuen. Über allem steht das Ziel, die Kinder auch nach Ablauf der 18 Monate in gute Verhältnisse zu entlassen. Nur zu ca. 10 % sind das biologisch Verwandte. Die Übrigen werden in SOS Kinderdörfer, in Pflegefamilien und in wenigen Fällen zur Adoption vermittelt. Der Rest kommt in ein öffentliches Waisenhaus. In Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Stiftung, öffentlichen sozialen Mitarbeitern überprüfen und begleiten ehrenamtlich Juristen den Werdegang eines jeden Kindes aus dieser Einrichtung!

Die verlassenen Säuglinge stammen in der Regel von nicht verheirateten Frauen. Unter anderem von Frauen, die durch Missbrauch und Vergewaltigung schwanger wurde. In Tunesien haben solche Frauen keinerlei Anerkennung. Sie existieren in der Gesellschaft nicht. Sie werden verachtet. Die Einrichtung „Stimme der Kinder Monastir“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kinder und alleinstehende Frauen zu fördern und zu bilden. Daher gibt es neben der Unit of Life für die Babies das Social Center. Beide sind im selben Gebäude untergebracht. Die Säuglinge sind ebenerdig, das Social Center ist mit allen Angeboten im ersten Geschoss untergebracht. Über das Social Center werden Frauen in Not beraten und man bietet Praktika mit einer Certifizierungsmöglichkeit an, die es ermöglichen sollen, dass Frauen sich später selbst versorgen können. Folgende Praktika werden angeboten: Nähwerkstatt, Bäckerei, Stickerei, Gärtnerei, Altenpflege und die Wäscherei. Letztere arbeitet gewinnbringend. Inzwischen wäscht man die gesamte Krankenhauswäsche Monastirs und auch die Wäsche einiger Restaurants. In der Regel arbeiten Angestellte in der Stiftung. Lohnkosten werden zu einem Drittel vom Staat übernommen. Es bestehen Partnerschaften mit dem Sozialministerium, dem Frauen/Familien- und Altenministerium. Noch heute werden in ganz Tunesien mehr als 250 Säuglinge in den Entbindungshospitälern zurückgelassen. Alleinstehende Mütter werden nach wie vor in der Gesellschaft geächtet. Mütter leben mit Säuglingen auf der Straße. Säuglinge werden heimlich vor der Einrichtung abgelegt. Eine verzweifelte Mutter hat ihre Zwillinge in einen Brunnen geworfen. Ein Säugling starb, das andere Kind überlebte schwerverletzt. Das sind Dinge, die sich in der nahen Vergangenheit zugetragen haben.

2018 habe ich während einer Bürgerreise das Kinderheim kennengelernt! Mit Dr. Bhouri stehe ich in engem Kontakt und sie ist meine Vertrauensperson. „Ich habe zwei Hobbys: Die Kinder und das Meer!“ So Dr. Bhouri! Sie ist ein sehr pragmatischer Mensch. Immer darum bemüht das Beste für ihre Schützlinge zu erreichen. Sie sieht durchaus die Schwächen und Defizite der Betreuung der Säuglinge und wünscht sich auch unsere Unterstützung. Sei es durch Praktikanten oder Freiwillige, die bei der Betreuung der Kinder helfen. Sei es durch die Hilfe einer Kinderkrankenschwester Fachwissen zu vermitteln! Sei es durch einen Psychologen, der Mitarbeiter im Umgang mit verzweifelten Schwangeren/Müttern schult. Sei es durch Fachkräfte im Bereich Bäckerei, Näherei oder Altenpflege! Zudem braucht man Geld. Geld für die Anschaffung einer defekten Industriewaschmaschine. Geld für ein Auto zum Transport der Kinder bei Arztterminen. Geld für Kindernahrung! Der Bedarf ist unendlich. Es zeigt sich aber auch bei meinen wiederholten Besuchen, dass der erlebte Alltag meiner Spontanbesuche, von denen der offiziellen Darstellung abweicht. Die Kinder sind nicht optimal versorgt. Ihnen fehlt Zuwendung und Spielzeug! Gespendete Spielmaterialien waren bei meinem letzten Besuch nicht mehr da. Der Betreuungsschlüssel war abweichend von den offiziellen Angaben und so gibt es Vieles, was der unterschiedlichen Kultur geschuldet ist. Sachspenden und die Vermittlung von Hilfspersonen sind eine reale Möglichkeit die Akzeptanz und das Bewusstsein für Alleinstehende Mütter und vor allem für Ihre Kinder zu fördern!

Dr. med. Monika Engel

Wunsch-Projekte

  • Unterstützung und Reintegration von Müttern, die ihre Kinder zurücknehmen wollen
  • Begleitung und Förderung der Säuglinge und Kleinkinder in all ihren Entwicklungsbereichen durch Vermittlung von Fachwissen und ehrenamtliche Hilfe
  • Kauf von Milchnahrung
  • Anschaffung einer Waschmaschine
  • Beschaffung eines Transportmittels( Krippenwagen) für die Kinder der Einrichtung
  • Einrichtung einer Babyklappe
  • Aufbau einer Telefonseelsorge in arabischer Sprache für von Gewalt bedrohte oder vergewaltigte/missbrauchte Frauen

Siehe auch den Bericht in der Presse

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